DBR weist auf sexuellen Missbrauch von Menschen mit Behinderungen hin

12.7.2010 - Am 12. Juli 2010 führte der Deutsche Behindertenrat ein Gespräch mit der Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs, Frau Dr. Christine Bergmann, um auf die besondere Betroffenheit behinderter Frauen, Männer und Kinder bei sexuellem Missbrauch aufmerksam zu machen.
Die Vertreter des DBR wiesen darauf hin, dass Menschen mit Behinderungen – unabhängig vom Alter – in besonderer Weise der Gefahr sexueller Übergriffe ausgesetzt sind: sie sind von Hilfe und Unterstützung abhängig, gehen bei der Anzeige von Taten oft persönliche Risiken ein und haben es schwer, den Missbrauch zu beweisen. Grenzüberschreitungen hin zu Verletzungen sind oft fließend und müssen von den Betroffenen wahrgenommen und artikuliert werden können. Eine strikte Begrenzung der Aufarbeitung auf den sexuellen Missbrauch von Kindern sei zudem nicht zielführend, da bei Menschen mit Behinderungen die errungene persönliche Selbstbestimmung und Autonomie jederzeit wieder, z.B. aufgrund des gesundheitlichen Zustandes, in Frage stehen könne.

Einig waren sich die Beteiligten, dass die Qualitätsbewertung von Einrichtungen auch im Hinblick auf Präventions- und Hilfeangebote bei sexuellem Missbrauch erfolgen müssen und insoweit Qualitätsstandards erforderlich sind. Auch die Aufsichtsmöglichkeiten müssten genutzt werden.

Der DBR empfahl, Informationen über Hilfen bei sexuellem Missbrauch auch in leichter Sprache bereit zu stellen. Sie sollten an Werkstatt- und Heimbeiräte verteilt werden, um die Betroffenen direkt zu erreichen. Die kostenlose telefonische Anlaufstelle der Unabhängigen Beauftragten 0800-22 55 530 wurde begrüßt und unterstützt (nähere Informationen zur Anlaufstelle unter www.beauftragte-missbrauch.de).
Frau Dr. Bergmann war sehr daran interessiert, die Perspektive von Menschen mit Behinderungen in ihre Arbeit einzubeziehen und hierzu Informationen durch den DBR zu erhalten.

Der Deutsche Behindertenrat wird sich weiterhin in der Sache engagieren. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist er nunmehr in allen Arbeitsgruppen sowie am Runden Tisch "Sexueller Missbrauch" der Bundesregierung vertreten und kann dort die Perspektiven von Menschen mit Behinderungen einbringen.

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