Berlin, 3. Dezember 2018
"Wird über Armut gesprochen, dann geht es oft um Alleinerziehende, um Langzeitarbeitslose, um Menschen mit Migrationshintergrund. Aber um Menschen mit Behinderungen? Sie kommen in der Armutsdebatte viel zu wenig vor", sagte Adolf Bauer, Sprecherratsvorsitzender des Deutschen Behindertenrats (DBR) und Präsident des Sozialverband SoVD am Montag zur Eröffnung einer DBR-Fachtagung in Berlin. "Als SoVD, der in diesem Jahr das DBR-Sekretariat geführt hat, liegen uns sozialpolitisch beide Themenbereiche am Herzen. Wir begleiten behindertenpolitische Debatten ebenso wie den Armutsdiskurs", betonte Adolf Bauer.
Mit der Veranstaltung wolle der DBR ganz bewusst ein Signal setzen und den Zusammenhang von Armut und Behinderung aufzeigen, sagte Adolf Bauer in seiner Rede. "Das Thema Armut brennt Menschen mit Behinderungen unter den Nägeln", betonte der Verbandspräsident. Lob äußerte Bauer in Richtung der Bundesregierung. Diese stehe zu ihrem Wort und müsse gemeinsam mit den Behindertenverbänden arbeiten.
Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales sagte in seinem Vortrag: "Ein wichtiger Schlüssel zur Integration und zur Vermeidung von Armut von Menschen mit Behinderungen ist Teilhabe durch eine gute Arbeit. Bei der anhaltend guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und mit Blick auf den steigenden Fachkräftebedarf müssen wir uns noch mehr anstrengen, um Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Unser Ziel bleibt ein inklusiver Arbeitsmarkt, an dem alle teilhaben können, auf dem jede und jeder die Chance hat, zu zeigen, was in ihr oder ihm steckt."
Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, sagte: "Menschen mit Behinderungen sind überproportional häufig von Armut bedroht. Armut bedeutet dabei mehr, als nicht genug Geld in der Tasche zu haben. Es bedeutet in der Folge auch: arm sein an sozialen Kontakten, an gesellschaftlicher Teilhabe, an Anerkennung und Wertschätzung. Armut ist ein mehrdimensionales und vielschichtiges Problem, die Folgen bedingen und verstärken sich oftmals gegenseitig. Wenn nicht alle Menschen die gleichen Chancen habe, dann ist das ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft."
Im Jahr 1992 haben die Vereinten Nationen (UN) den 3. Dezember zum alljährlichen Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen ausgerufen. An diesem Tag finden weltweit Aktionen statt, die darauf abzielen, die volle Teilhabe und Gleichstellung behinderter Menschen zu erreichen. In diesem Jahr lud der Sozialverband Deutschland (SoVD) für den DBR zu einer Fachveranstaltung nach Berlin. Die Tagung wurde von der Aktion Mensch gefördert.
SoVD reicht DBR-Staffelstab weiter
Jedes Jahr am 3. Dezember, dem Welttag der Menschen mit Behinderung, wechselt das Sekretariat des Deutschen Behindertenrates. Der Sozialverband reichte den Staffelstab turnusmäßig an die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) weiter. Die ISL übernimmt damit den Vorsitz im DBR-Sprecherrat.
Der DBR ist ein Aktionsbündnis der Behindertenverbände und Selbsthilfeorganisationen in Deutschland und engagiert sich seit vielen Jahren für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Im DBR haben sich über 140 Organisationen behinderter und chronisch kranker Menschen vereinigt. Das Bündnis repräsentiert über 2,5 Millionen Betroffene. Für das Jahr 2018 hat der Sozialverband SoVD den Vorsitz im Sprecherrat des DBR übernommen.